Bei der Methode „Lautlesetandems“ werden die Wirkmechanismen der Wiederholung und der Begleitung miteinander zu einer feststehenden Leseroutine kombiniert, die in der Übungszeit immer wieder durchlaufen wird. Das Lautlesen wird dabei gemäß der Titelbezeichnung kooperativ im Unterricht durchgeführt, das heißt, ein etwas besser lesendes Kind (die Lese-Trainerin/ der Lese-Trainer) wird von der Lehrkraft zusammen mit einer noch nicht so flüssig lesenden Mitschülerin bzw. einem noch nicht so flüssig lesenden Mitschüler (der Lese-Sportlerin/ dem Lese-Sportler) zu einem Lesetandem eingeteilt, das einen ‚Lesewettbewerb‘ bestreitet.
Die sportliche Metaphorik soll einerseits dazu beitragen, dass die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Rollen akzeptieren: Eine Sportlerin oder ein Sportler braucht eben eine Trainerin oder einen Trainer, um sich zu verbessern – warum soll dies beim Lesen anders sein? Andererseits kann mit Verweis auf den Sport den schwachen Leserinnen und Lesern deutlich gemacht werden, dass ihre eigenen Anstrengungen in den Trainingssituationen auch tatsächlich – wie beim Sport – zu besseren Leseleistungen führen werden.
Dass die Lernenden auf diese Weise selbst für ihren Lernerfolg (mit-)verantwortlich sind, kann sich auch positiv auf Selbstkonzepte beim Lesen auswirken. Mit beiden Rollen gehen neben sozialen Aufgaben auch lesespezifische Anforderungen in den drei Phasen der Methode einher.
Die Übungszeit beginnt immer mit dem gemeinsamen Synchronlesen. Hierbei sitzen Trainerin oder Trainer und Sportlerin oder Sportler dicht nebeneinander und schauen gemeinsam in den ausgewählten Übungstext. Die Schülerinnen und Schüler einigen sich auf einen Start innerhalb des Textes und legen ihren Finger an. Auf ein vereinbartes Zeichen hin beginnen beide Kinder mit der halblauten Lektüre des Textes, sie lesen also ‚im Chor‘. Die Lese-Trainerin bzw. der Lese-Trainer führt dabei die jeweilige Zeile mit dem Finger mit.
Die zweite Phase setzt dann ein, wenn sich die Lese-Sportlerin bzw. der Lese-Sportler verlesen hat und diesen Fehler nicht unmittelbar selbst korrigiert. Nun greift die Verbesserungsroutine des Kindes in der Rolle der Trainerin oder des Trainers, welches auf das falsche Wort deutet, die korrekte Aussprache liefert und diese mit der Sportlerin oder dem Sportler einübt. Dann setzen die Partnerinnen bzw. Partner am Satzanfang das Synchronlesen fort. Sollte auch die Lese-Trainerin oder der Lese-Trainer ein Wort im Satzkontext nicht lesen können oder dessen Bedeutung nicht kennen, kann das Tandem externe Quellen (Wörterbücher, Rückfrage bei der Lehrkraft usw.) heranziehen.
Die dritte Allein-Lesen-Phase setzt dann ein, wenn die Lese-Sportlerin oder der Lese-Sportler längere Zeit ohne Fehler liest und sich – gegebenenfalls nach einigen Wiederholungen des Übungstextes – im flüssigen Lesen sicherer fühlt. Dem Kind in der Rolle der Trainerin beziehungsweise des Trainers wird dann ein zuvor verabredetes Zeichen gegeben, woraufhin dieses mit dem Vorlesen aussetzt, jetzt nur noch still mitliest, die Zeile aber weiterhin mit dem Finger mitführt. Unterläuft der Sportlerin oder dem Sportler ein nicht korrigierter Lesefehler, greift wiederum die Verbesserungsroutine und das gemeinsame Lautlesen setzt am Satzanfang wieder ein.