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Die Einführung des Lesebands erfordert Engagement und Zusammenarbeit. Mit klaren Schritten von der Planung bis zur Umsetzung wird Leseförderung fester Bestandteil des Schulalltags.
Schritt 1
Leseförderung muss schulorganisatorisch gewollt sein und vom gesamten Kollegium getragen werden. Das bedeutet, Schulleitungen und Lehrkräfte müssen von der Maßnahme überzeugt werden/sein. Im Idealfall wird über die Einführung eines Lesebandes gemeinsam in der Schulkonferenz abgestimmt.
Aus diesem Grund ist eine gewisse Vorlaufzeit vor der eigentlichen Einführung an der Schule zu berücksichtigen. Insbesondere im Vorfeld organisierte Informationsveranstaltungen, in denen das Leseband und seine Wirksamkeit anhand bereits vorliegender Daten aus anderen Bundesländern (z. B. Hamburg) gemeinsam betrachtet werden, können akzeptanzfördernd wirken.
Maßnahmen wie das Bestimmen einer das Leseband koordinierenden Lehrkraft oder sogar das Einrichten einer Steuergruppe erleichtern dem Kollegium die Ein- und Durchführung des Lesebandes und unterstützen zudem die wiedergabetreue und nachhaltige Umsetzung, indem die Verantwortlichen an ihrer Schule als Ansprechpartnerinnen und -partner für Belange rund um das Leseband (Materialien, Diagnostik, Termine etc.) fungieren. Auch das Pflegen eines gemeinsamen Pools, in dem das Kollegium Materialien zur Förderung im Leseband sammelt, kann hier eine Aufgabe darstellen.
Eine verbindliche Einführung des Lesebandes mit klaren Umsetzungsvorgaben von Seiten der Bildungsadministration reduziert Diskussionen über das „Ob“ der Einführung innerhalb eines Kollegiums und lenkt den Fokus direkt auf die Umsetzung. Aus diesem Grund untergräbt die verbindliche Einführung durch die Schulaufsicht nicht zwangsläufig die Akzeptanz der Lehrkräfte, sondern kann im Gegenteil auch als förderlich wahrgenommen werden. In jedem Fall erleichtert die Unterstützung und Befürwortung der Bildungsadministration den Schulen die Einführung eines Lesebandes sehr.
Schritt 2
Sprach- und Leseförderung ist die Aufgabe aller Unterrichtsfächer. Die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler hat Einfluss auf deren Leistung auch in anderen Fächern als dem Deutschunterricht, weshalb für die Einrichtung der Lesebandzeiten alle Fächer einen kleinen Teil ihrer Unterrichtszeit zur Verfügung stellen. Das heißt, alle Lehrkräfte einer Schule müssen mit den Methoden und der Förderung im Leseband vertraut sein. Dafür braucht es Fortbildungen, z. B. in Form von einer zwei- bis dreistündigen Veranstaltung, organisiert durch die Schulaufsichtsbehörde, die Deutschfachschaft an einer Schule oder eine eigens für die Einrichtung des Lesebandes gebildete schulische Steuergruppe.
Alternativ besteht eine Minimalform der Weiterbildung oder Auffrischung von Inhalten in der intensiven Beschäftigung mit den auf dieser Website bereitgestellten Informationen zur organisatorischen und methodischen Umsetzung des Programms sowie mit entsprechenden Handreichungen oder Videos.
Schritt 3
Leseförderung braucht eigene Räume, passende Diagnoseinstrumente und geeignetes Lesematerial. Das bedeutet, ein neuer Stundenplan muss erstellt werden, in dem die Lesebandzeiten an 5 Tagen in der Woche fest verankert sind und das Ein- und Ausläuten der Zeiten durch den Schulgong organisiert werden. Zur Erstellung des Stundenplans bieten sich verschiedene Gestaltungsvarianten an, die unter „Das Leseband – Organisationsbedingungen“ zu finden sind.
Damit die Förderung auf dem Niveau ansetzen kann, auf dem die Lernenden lesen, aber auch, um die Fortschritte zum Beispiel in der geförderten Leseflüssigkeit messen und allen Beteiligten (Kindern, Lehrkräften etc.) zurückmelden zu können, ist eine begleitende, aber eben auch motivationsstiftende Lernverlaufsdiagnostik unerlässlich. Neben formellen, d. h. standardisierten, Verfahren bieten sich hier auch informelle Verfahren, wie etwa die Durchführung von Lautleseprotokollen, an.
Zum Schluss braucht es geeignetes Lesematerial, dass den Lesefähigkeiten und Interessen der Lernenden entspricht und ggf. im Vorfeld angeschafft oder erstellt werden muss. In Hinblick auf die Förderung von Lesefreude empfehlen wir neben altersgerechten Sachtexten, Witzesammlungen etc. ganz ausdrücklich bereits früh die Verwendung geeigneter kinder- und jugendliterarischer Ganzschriften, wie sie etwa auch von unseren Kooperationspartnern der „Werkstatt inklusiver Deutschunterricht“ (WiDu), des „Ohrka Hörclubs“ oder der mit dem Deutschen Lesepreis 2025 ausgezeichneten Leseförderplattform „LeOn“ digital angeboten werden.
Schritt 4
Die aktuelle Studienlage verweist auf die Relevanz einer wiedergabetreuen Umsetzung von in Schule transferierte Maßnahmen, damit diese ihre Wirkung entfalten können. Daher ist bei der Umsetzung des Lesebandes darauf zu achten, dass dieses möglichst so, wie es das Programm vorgibt, durchgeführt wird. Das bedeutet, die Förderung findet für 20 Minuten an fünf Tagen in der Woche zu fest im Stundenplan integrierten, ein- und ausgeläuteten Zeiten statt. Die Methoden werden aus dem vorgegeben Methodenkorpus passend zur Lerngruppe ausgewählt und unter Berücksichtigung des Merkmals der Methodenvielfalt nach Einschätzung der Lehrkraft gewechselt.
Dabei ist nicht zu vergessen, dass Leseförderung seine Zeit braucht. Es dauert in der Regel durchaus längere Zeit, bis sich messbare positive Effekte der Förderung einstellen, wobei besonders schwachen und benachteiligten Kindern aus einem Standort mit einem sehr niedrigen Sozialindex bis zu sechs Monaten Zeit zugebilligt werden sollte. In der Regel sind aber bereits nach sehr viel kürzerer Zeit spürbare Effekte in den Bereichen Leseflüssigkeit und Lesemotivation zu erwarten. Die kontinuierliche und nachhaltige Durchführung des Lesebandes ist daher von zentraler Bedeutung für den Erfolg der Maßnahme.